Besser „Lichtmess“ als „Darstellung des Herrn“?

Nicht wenige Formulierungen in der Liturgie werfen den Uneingeweihten Fragen auf („eingeborener Sohn“) – auch etliche Titel von Festen und Hochfesten. Der Februar hält  zwei Feste bereit, deren Bezeichnungen alles andere als gleich verständlich sind: „Darstellung des Herrn“ und „Kathedra Petri“. Die „Darstellung des Herrn“ hat nichts mit einem Bild zu tun, sondern mit der „Präsentation“ Jesu im Tempel, wie es die lateinische Bezeichnung des Festes zeigt: „In praesentatione Domini“. Eigentlich besser die „Überreichung, Darbringung des Herrn“ gemäß der mosaischen Gesetzgebung, die Erstgeburt dem Herrn zu opfern.

Was „Kathedra Petri“ bedeutet, lässt sich nur aus dem Zusammenhang des antiken Totenmahls verdeutlichen:  Der bereitgestellte Stuhl (kathedra) sollte die gedächtliche Tischgemeinschaft versinnbildlichen, wie man ja ähnlich auch beim Pesachfest einen Platz für den Propheten Elija freihält oder auch den Platz eines Verstorbenen am Refektoriumstisch in manchem klösterlichen Konvent noch eine Zeitlang deckt. Dieser Tag wurde unter christlichem Einfluss zum Fest „Kathedra Petri“ wobei der Begriff der Kathedra (Stuhl) noch weiterhin auf den alten Brauch des freigehaltenen Stuhls hinweist. Leider wird er heute in Verkennung dieses Zusammenhangs in Gottesdiensten geradezu symptomatisch auf das „Lehramt“ des Petrusnachfolgers hin ausgelegt. Immerhin ist diese Bezeichnung besser als „Petri Stuhlfeier“, wie das Fest auch genannt wurde.

Gesellschaftliche Umdeutungen und Verballhornungen

Aber auch andere, scheinbar gängige Bezeichnungen sind für immer mehr Menschen heute nicht mehr von ihren Hintergründen her verständlich.  Gründonnerstag etwa und Karfreitag. Die Verballhornung des letzteren zu „Car-Freitag“ trägt mit dazu bei: Die Bezeichnung wird als Name für Treffen der Auto-Tuner an diesem Tag gewählt, an dem dann auch entsprechende Rennen gefahren werden. Dass „Fronleichnam“ bisweilen zu „Happy cadaver“ verballhornt wird, zeigt die Unkenntnis bezüglich der Bedeutung der beiden Worte „fron“ und „lîchnam“. Und dass der Gründonnerstag nichts mit der Farbe Grün, sondern mit dem alten Wort „greinen“ zu tun hat, muss ebenso erklärt werden wie das Weiß des „Weißen Sonntags“, das von dem alten Taufbrauch herrührt, nach Ostern eine Woche hindurch das weiße Taufgewand zu tragen und am Sonntag danach abzulegen. Er hat also nichts mit den weißen Kommunionkleidern zu tun. Und leider wird der Karsamstag immer mehr zum „Ostersamstag“ – was auch daher rührt, dass er kirchlich kaum mehr gefüllt erscheint, etwa wenn schon am Abend die Osternachtfeier stattfindet. Und gesellschaftlich lässt er sich scheinbar nur aus der Ostervorbereitung erklären.

Erschließung – auch auf Gottesdienstordnungen

Unter „ Heimsuchung“ (Fest am 2. Juli) wird sich mancher etwas anderes vorstellen als den Besuch Mariens bei Elisabet, weil sich die Bedeutung des Begriffes „Heimsuchung“ inzwischen ins rein Negative gewandelt hat. Die „Erscheinung des Herrn“ (6. Januar) hat nichts mit einer Art Geistererscheinung zu tun (vgl. Mt 14,26–27), sondern mit dem Offenbarwerden der Gottheit Jesu, die sich den Weisen aus dem Morgenland ebenso zeigt wie denjenigen, die bei Jesu Taufe und seinem ersten Weinwunder zugegen waren. Ein Fest „Heiligdreikönig“ gibt es nicht, auch wenn der Volksmund Epiphanie so nennt  – und leider auch manche Gottesdienstordnung dieses „Heiligenfest“ aufführt … – Die Unterscheidung von „Allerheiligen“ und „Allerseelen“ ist vielfach nicht mehr bekannt, wie alljährlich auch den Fernseh-Nachrichten zu entnehmen ist, in denen Allerheiligen als katholischer Totengedächtnistag erklärt wird.

Kurzum: Nicht nur liturgische Begriffe, auch die Namen der Feste sollten gelegentlich erläutert werden – etwa im Zusammenhang der Einführung in den Gottesdienst oder auch auf der Gottesdienstordnung – zum Mitnehmen und Nachlesen.

Besser „Mariä Lichtmess“

Nochmals zurück zur Bezeichnung „Darstellung des Herrn“ für das Fest am 2. Februar: Im Alltag begegnet der Name so gut wie nicht. Hingegen ist das alte „Mariä Lichtmess“ oder auch nur kurz „Lichtmess“ noch sehr geläufig. Die Umbenennung sollte deutlich machen, dass es sich nicht um ein Marien-, sondern um ein Herrenfest handelt. Aber so ganz daneben ist die alte Bezeichnung nicht. Maria spielt eine der Hauptrollen in diesem Geschehen im Jerusalemer Tempel, das uns der Evangelist Lukas überliefert. Sie stellt sich nach der mosaischen Gesetzgebung im Tempel ein, um sich der vorgeschriebenen Reinigung zu unterziehen. Der greise Simeon, der ihr begegnet, prophezeit, dass ihr  durch das Leben und Wirken des Kindes ein Schwert in die Seele dringen wird. In dem 40 Tage alten Knaben schaut er ein „Licht zur Erleuchtung der Heiden“. – Und im alten Prozessionshymnus zur Kerzenweihe „Adorno thalamum“ heißt es: „Zion, schmücke dein Brautgemach … umfange Maria, die Pforte des Himmels, sie trägt den König des neuen Lichts“.

Von daher erscheint der alte Name des Festes durchaus berechtigt; er ist verständlicher als der neue, er ist im Brauchtum verankert und nicht zuletzt auch in verschiedenen Sprüchen und Regeln, die das seit Weihnachten wieder zugenommene Licht des Tages im Blick haben.

 

 

 

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