Das Kind in der Wüste
Außer der Geburt Jesu feiert die Kirche nur die Geburtstage zwei Heiliger: den der Gottesmutter Maria (8. September) und den des späteren Täufers Johannes (24. Juni). Am Johannestag schließt das Evangelium mit einen Voraus-Blick auf den kindlichen Johannes:
„Das Kind wuchs heran und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten.“ (Lk 1,80)
Bei der Vorstellung eines Kindes in der Wüste stellen sich verschiedene Fragen: Ab welcher Zeit bzw. ab welchem Alter lebte Johannes in der Wüste? Wie kam es überhaupt dazu? Was sagten die Eltern dazu – oder waren sie gar schon verstorben? Wie erträgt „ein Priestersohn aus behütetem Haus die unwirtliche und öde Einsamkeit“ (Josef Ernst)? Was tat er in der Wüste – verrichtete er eine Art Hirtendienst, lebte er in einer frommen Gemeinschaft mit Menschen, die sich ähnlich zurückgezogen haben, bereitete er sich auf seinen späteren Dienst als Täufer vor? Jedenfalls führt die Verbindung von heiliger Schönheit und asketischer Strenge zu interessanten Darstellungen – in der Literatur wie auch in der Malerei. Und auch die Volksfrömmigkeit hat diesen zeitlich nicht näher umschriebenen Wüstenaufenthalt des Kindes Johannes und späteren Täufers gern und phantasievoll ausgemalt – beginnend mit den apokryphen Evangelien des Altertums über legendenhafte Erzählungen des Mittelalters bis zu frommen Dichtungen der Neuzeit.
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