„Hier ist Kultur zuhause.“

„Seit Jahrhunderten weist er Seefahrern den Weg in den sicheren Hafen, hier schlägt das Herz von Hamburg …“ Nur 31 Sekunden dauert dieser Film über den Hamburger „Michel“ die Hauptkirche S. Michaelis, der im ZDF manchmal unmittelbar vor den „heute“-Nachrichten gezeigt wird. Schöne Bilder aus dem Inneren der Kirche, ein ruhig gesprochener Text – und das Ganze schließt mit den Worten: „Hier ist Kultur zuhause.“

Der Spot gehört zu mehreren anderen kurzen Filmen über Kulturstätten wie Museen oder Gärten, die im ZDF gezeigt werden. Natürlich lässt sich die wohl bedeutendste Barockkirche Norddeutschlands auch unter kulturellen und gesellschaftspolitischen Aspekten sehen und verstehen. Aber ein Stück weit verdeutlich der Claim „Hier ist Kultur zuhause“ das Dilemma, in dem Kirchen und ihre Akzeptanz heute stecken: Werden sie noch vorrangig als spirituelle Zentren, als Orte des Glaubens und der Gottesdienste wahrgenommen oder mehr als Kulturstätten, die auch als solche – mit allen touristischen Begleiterscheinungen – „besichtigt“ werden? Immerhin: Man weiß darum:

„Besonders die kunstgeschichtlich berühmten […] Kathedralen und Kirchen […] werden besucht von vor allem kunsthistorisch interessierten Menschen, die sich in ihnen nicht viel anders verhalten als in anderen entsprechenden Objekten von allgemeinem Interesse“ (Räume der Stille. Gedanken zur Bewahrung eines bedrohten Gutes in unseren Kirchen, vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz [Die deutschen Bischöfe – Liturgiekommission 26], Bonn 2003. 1.4).

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