Jens Schröter | Nehmt – esst und trinkt. Das Abendmahl verstehen und feiern

Jens Schröter
Das Abendmahl verstehen und feiern
(unter Mitarbeit von Nina Schumann)
Verlag Katholisches Bibelwerk Stuttgart 2010
Hardcover, 256 Seiten, ISBN 978-3-460-30024-8

Ein stilisiertes Essen, die Feier des Abendmahls bzw. der Eucharistie, stellt das zentrale Zeichen des Christentums dar. Dass sich die Zusammenkunft der Gläubigen gerade bei einem Essen ereignet, ist aus dem Kontext der Entstehung des Christentums nicht erstaunlich: Zusammenkünfte zu Mahlgemeinschaften lag vor dem Hintergrund der jüdischen wie auch der griechisch-römischen Kultur nahe. Beide Kulturen beeinflusssten des christliche Mahl auch inhaltlich und formal – je nachdem, wie auch die Gemeinde selbst schon geprägt war. Die Unterschiede führten jedoch nicht zu Kontroversen; man hatte auch gewissermaßen im Letzten Abendmahl Jesu einen gemeinsamen Bezugspunkt, auch wenn nicht dieses allein, sondern die zeichenhafte Mahlpraxis Jesu während seines Wirkens sich in den Mählern der Gemeinde widerspiegelt.
Jens Schröter, Professor für Exegese und Theologie des Neuen Testaments an der Humbold Universität Berlin nimmt in diesem Buch die Mahlfeiern der frühen Christenheit in den Blick, wobei er sich zunächst mit den Deutungen verschiedener maßgeblicher Texte von Paulus bis zur Traditio Apostolica (3. Jh.) beschäftigt. Des weiteren geht es ihm um die Herkunft und Bedeutung der Einsetzungsworte; anschließend stellt das Abendmahl (die Eucharistie) in den Kontext religiöse Gemeinschaftsmähler der Antike. In einem Resümee beschreibt er die Herkunft und die Bedeutung des Abendmahls der damaligen Zeit anhand der Feierform, der Bezeichnungen und der Einschätzung der Christen damals.
Gut und sehr gelungen ist, dass aus der Frühzeit heraus eine Brücke zu unserer Zeit geschlagen wird: Welche Impulse für gegenwärtiges Verständnis und derzeitige Praxis lassen sich aus der Antike gewinnen? Das sind vor allem theologische Impulse, die das Verständnis der Eucharistie aus einer gewissen (auch konfessionellen) Enge heraus weiten können. Ein Plädoyer für die ausgeprägtere Gestaltung einer liturgischen Mahlkultur, die es in der heutigen Praxis ja vereinzelt durchaus gibt, findet man – abgesehen vom Hinweis auf die Bedeutung der Mahlgemeinschaft, die im katholischen Anstehen zum Kommunionempfang überhaupt nicht mehr durchscheint – allerdings nicht; das wirkliche Essen und Trinken spielte aus verschiedenen Gründen schon bald keine Rolle mehr. Es geht um geistliche Speise und um geistlichen Trank, so dass sich aus den Texten, die hier vorliegen, auch keine weiteren Impulse finden lassen.
Die frühchristlichen Mahltexte sind Zeugnisse einer Inkulturation des Christentums in die griechisch-römische Antike, wobei auch Elemente der religiösen Mähler aus benachbarten Religion adaptiert wurden. Die Form des christlichen Glaubens steht immer auch im Austausch mit anderen Sinn-Angeboten und Formen. Das gegenwärtige starke Interesse an einer Mahlkultur, an Fragen der Ernährung, der Mahlgemeinschaften (nicht um den Tisch) und Ethik des Essens und Trinkens sollte sich auch in den Mahlfeiern der Kirchen stärker widerspiegeln.

 

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