Jörg Zink | Das offene Gastmahl

Jörg Zink
Das offene Gastmahl
Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013
Hardcover mit Schutzumschlag, 237 S.
ISBN 978-3-579-06592-2

22,99 Eur[D] / 23,70 Eur[A] / 32,90 CHF UVP

Kann Christus auch in der ganz anderen Art, ein Fest zu feiern, unter uns sein: in der Gestalt des fröhlichen galiläischen Festes, das keine Grenzen für seine Gäste kennt und keine Außenseiter? So fragt Jörg Zink, der bekannte evangelische Autor und frühere Fernsehpfarrer in einem neuen Buch. Die Frage nach der Gastlichkeit der Kirchen und des Gottesdienstes zielt nicht nur auf die katholische Kirche, deren Abgrenz- und „Sicherungssystem“ bezüglich der Eucharistie Zink in zwölf Punkten darzulegen versucht (nicht immer richtig), sondern auch auf einschränkende Vorstellungen anderer Kirchen hinsichtlich des Abendmahles.

Zink unterscheidet, um die Frage zu beantworten und diese starren Systeme aufzubrechen, zwei verschiedene Gastmahle Jesu: das eine, das offene Gastmahl, das Jesus immer wieder mit Menschen gefeiert hat, die auf irgendeine Weise an den Rand geraten sind, und ein zweites, sein letztes Mahl, das zur Feier der Nachfolge Christi auf seinem Weg durch Leiden und Tod hindurch wurde.
Die Christen haben in ihren Anfängen nicht nur an dem zweiten Mahl angeknüpft, sondern, wie die Emmaus-Perikope („sie erkannten ihn am Brotbrechen“) und die Praxis der frühen Kirche (Liebesmahle) zeigt, an den Alltagsmählern des Herrn mit den Menschen, die er auf dem Weg traf.
Warum aber gibt es das allen zugängliche fröhliche Mahl der Hochzeit Gottes mit den Menschen in unserer Kirche und um sie her so selten? Hier sind sicher verschieden Gründe – für den katholischen wie den evangelischen Bereich gleichermaßen – über die Jahrhunderte hinweg verantwortlich. In den letzten Jahrzehnten hat freilich auch ein Umdenken eingesetzt; vor allem die oft sehr bunt und fröhlich gestalteten „Feierabendmähler“ (nicht nur) auf den Evangelischen Kirchentagen wollten dazu beitragen, die Dunkelheit und Kreuzesschwere, die vor allem dem evangelischen Abendmahl noch immer anlastet, wegzunehmen.
Zink wünscht sich einerseits das Abendmahl in der herkömmlichen Weise für Menschen, die einen bestimmten spirituellen Weg in der Nachfolge Christi gehen wollen. Daneben aber wünscht er sich offene Gastmähler, bei denen man mit den Menschen ins Gespräch kommen kann, die an den engen gottesdienstlichen Angeboten einer Gemeinde oft nicht interessiert sind; offene Gespräche, ein Beisammensein bei einem Essen und Trinken. „Die Urgemeinde hatte dafür das offene Gastmahl. Jesus lud immer wieder andere zu seinen offenen Mahlzeiten ein, in Kapharnaum oder Bethasaida oder sonstwo. Und während fröhlich gegessen wurde, wurde das Gespräch geführt. Bei uns gibt es die arbeitsfreien Samstage, an denen man, wie es schon da und dort geschieht, zu einem Frühstück einladen kann, etwa mit einem Vortrag oder einem Rundgespräch über das, was in der Gemeinde geschehen soll. … Es ist das Thema des offenen Mahls das sich überall anbietet, wo das offene Gespräch zwischen Christen und Menschen am Rand der Kirche oder außerhalb der Kirche gesucht wird.“
Es geht also um eine vorbehaltlose Einladung an Menschen, um ein Suchen nach Gemeinsamkeiten und nicht um ein Auflisten gegenseitiger Irrtümer; um ein Aufeinander-Hören und Voneinander-Lernen. Ein Stück weit erlebte Zink diese Utopie beim Kirchentag 2012 in München erfüllt, als 20.000 Menschen sich zur gemeinsamen Artoklasie trafen und beim Essen und Trinken miteinander ins Gespräch fanden. Er nennt auch die „Vesper-Kirchen“, die es in zahlreichen Städten vor allem in Baden-Württemberg gibt. Ergänzend kann man sagen, dass es in nicht wenigen Gemeinden auch einfache gottesdienstliche Formen sind, die mit einem Essen verbunden werden: Frühstücksandachten und andere mehr.
Zu Beginn seines Buches beschäftigt sich Zink mit einem bekannten Gedicht von Georg Trakl, „Ein Winterabend“, in dem der Dichter von der Sehnsucht nach einem gastlichen Haus spricht, in dem „auf dem Tische Brot und Wein“ erglänzen. Die Kirche als ein Gasthof am Weg, in dem die Menschen zu einem zeitweiligen Ziel und zur Ruhe kommen und einen Platz am Tisch finden. Als Zeichen der Einladung blüht vor dem Eingang golden „der Baum der Gnaden“. – Vielleicht, so Zink, hätte Trakl die Kirche als „Wirtshaus zum goldenen Baum“ beschrieben …
In der Martin-Luther-Kirche in Berlin–Neukölln gibt es ein großes Altarbild, auf dem die unterschiedlichsten Menschen sich unter einem Baum lagern und miteinander ein fröhliches Mahl halten. Das wird in dieser gastlichen Kirche nicht nur auf dem Bild gezeigt, sondern bei verschiedensten Gelegenheiten auch praktiziert.

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