Verabschiedung des Halleluja

Das Halleluja, mit dem die Evangelienprozession begleitet und in dem Christus, der im Evangelium zu uns spricht, gegrüßt wird, unterbleibt während der österlichen Bußzeit, um erst in der Osternacht wieder feierlich zu erklingen. In der mittelalterlichen Liturgie wurde das Beenden und das Wieder-Aufnehmen dieses österlichen Jubelrufes teilweise hochfeierlich begangen; das Halleluja wurde „verabschiedet“ und in der Liturgie der Osternacht (früher am Karsamstagmorgen) eigens wieder angekündigt. Der Zeitpunkt zur Verabschiedung des Halleluja war verschieden: Mancherorts geschah dies am Sonntag Septuagesima, mit dem die frühere Vorfastenzeit begann, mancherorts am ersten Fastensonntag. Bisweilen wurde es in einem eigenen officium alleluiaticum „zu Grabe getragen“, wobei das Halleluja sogar als Person auftrat und besungen wurde. Die 70 Tage vom Sonntag Septuagesima bis Ostern wurden allegorisch als Abbild der 70 Jahre währenden babylonischen Gefangenschaft gesehen. Sie sollten aber auch zum Ausdruck bringen, dass wir unsere himmlische Heimat, in der das österliche Halleluja fortwährend erklingt, noch nicht erreicht haben.
Man braucht nicht gleich an eine Wiederbelebung dramatisierender Bräuche des Mittelalters zu denken. Aber das Bewusstsein für den Sinn dieses Gesangs lässt sich am Sonntag (oder Dienstag) vor Aschermittwoch vor dem Ruf selbst ansprechen: „Zum letzten Mal singen wir heute das Halleluja, erst in knapp sieben Wochen wird es in der Osternacht wieder erklingen. In diesem Gesang drücken wir aus, dass wir durch die Auferstehung Christi erlöst sind – deshalb stehen wir dazu auch auf. Wenn wir das Halleluja während der nächsten Wochen unterlassen, so ist dies auch ein Zeichen dafür, dass wir unsere endgültige Erlösung noch erwarten und erhoffen.“ Es legt sich nahe, bei dieser Gelegenheit das Halleluja in besonders festlicher und freudiger Form zu singen. Eine Ankündigung des österlichen Hallelua in der Osternacht legt sich dann nahe.

 

„Halleluja“, Lied der Freude

1. „Halleluja“, Lied der Freude, / Jubelruf der Seligkeit. / „Halleluja“ jauchzen Chöre / in des Himmels Herrlichkeit. / Die im Hause Gottes wohnen, / jubilieren allezeit.
2. „Halleluja“ ruft voll Freude / unsre Mutter: Gottes Stadt.
 / „Halleluja“ singt begeistert, / wer dort seine Heimat hat.
 / Uns, nach Babylon Verbannte, / macht das Brot der Tränen satt.
3. „Halleluja“ stets zu singen / ist uns hier noch nicht gewährt.
 / „Halleluja“ kann nicht singen, / wen noch Sündenschuld beschwert. 
/ Uns geziemt die Zeit der Buße, / die das Herz zu Gott bekehrt.
4. Preisend deine Macht und Güte / flehen wir, Dreifaltigkeit:
 / Für des Himmels Osterfreude / mache unser Herz bereit,
 / wo wir „Halleluja“ singen / dir zum Ruhm in Ewigkeit.

Alleluja, dulce carmen, 8./9. Jh. [Analecta hymnica 51, Nr. 53],
Übersetzung: Friedrich Dörr; M: „Sel’ge Stätte voll des Friedens“ (Antiphonale zum Stundengebet, Kirchweihe)

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