So klingt die Weihnachtszeit

Das Glöckchen und die Weihnachtsglocken

 

Im Weihnachts-Werbespot der Firma Lindt ist aber auch alles zusammengerührt, was man heute unter Weihnachten versteht: Ein Schoko-Weihnachtsmann, der mit dem Glöckchen klingelt und damit die Glocken in der Kirche des Bergdorfes in Bewegung setzt, derweil seine Rentiere mit klingenden Glöckchen im tiefen Schnee an einem  Christbaum vorbeitraben … Und ein Knabe mit strahlenden Kinderaugen angesichts eines Mega-Weihnachtsmannes, der ihm in den Arm gedrückt wird (Danke, da freut sich jeder Zahnarzt…).

 

Auch an Ostern lässt Lindt die Glocken läuten (klick). Da haben sie ihre ganz eigene Bedeutung. Warum aber spielen die Glocken zu Weihnachten so eine große Rolle?

Lange Zeit hindurch war der erste weihnachtliche Gottesdienst um Mitternacht, die sogenannte Christmette; das Läuten der Glocken zu dieser Zeit verkündete: Jetzt beginnt Weihnachten! Auch wenn sie nicht vorher verstummt waren wie vor Ostern, so klang doch ihr Schall in den Ohren der Menschen besonders lieblich: „Süßer die Glocke nie klingen, als zu der Weihnachtszeit …“ Inzwischen kann auch in der katholischen Kirche die „Christmette“ schon ab Abend des 24. gefeiert werden kann (In der evangelischen Kirche ist der Heilige Abend schon länger mit weihnachtlichen Gottesdiensten belegt), doch noch immer gehören die Glocken zum besonderen Schmuck dieser Nacht. Seit der Zeit nach dem letzten Weltkrieg gibt es Radiosendungen: „Glocken läuten Weihnachten ein“ – damals ein besonders bewegender Moment für viele, die das weihnachtliche Geläute während des Krieges vermisst hatten.

Neben den großen Kirchenglocken gibt es auch noch das Weihnachtsglöckchen, mit dem in den Familien ein akustisches Signal zum Beginn der Heiligabendfeier gegeben wird. Oft standen und stehen die Kinder vor der verschlossenen Tür des Weihnachtszimmers, derweil drinnen von Vater oder Mutter die Kerzen am Baum entzündet werden. Wenn sie erstrahlen, dann klingeln sie mit dem Glöckchen, die Tür geht auf und hinein geht’s in’s Zimmer, wo zuerst der Baum bewundert werden muss. Nicht immer war es ein Glöckchen, das dieses Signal gab, auch von anderen Instrumenten ist in den Heiligabend-Berichten die Rede. Oder: „Mein Vater legte eine alte Weihnachtsplatte mit Kirchengeläut auf und wir durften kommen.“

Und wie das Weihnachtszimmer in gewisser Weise den „heiligen Raum“ der Kirche im Kleinen abbildet, so auch das Glöckchen die Glocken der Kirche. Der Dichter Karl von Gerok hat das in einen Gedicht auch so zum Ausdruck gebracht.

 

Das Glöckchen erklingt: ihr Kinder, herein!
Kommt alle, die Türe ist offen!
Da steh’n sie, geblendet vom goldigen Schein,
von Staunen und Freude betroffen.
Wie schimmert und flimmert von Lichtern der Baum!
Die Gaben zu greifen, sie wagen’s noch kaum,
so steh’n sie verzaubert in seligem Traum.
So nehmt nur mit fröhlichen Händen,
ihr Kleinen, die köstlichen Spenden!

Und mächtig ertönen die Glocken im Chor,
zum Hause des Herrn uns zu rufen.
Das Fest ist bereitet und offen das Tor,
heran zu den heiligen Stufen!
Und steht ihr geblendet vom himmlischen Licht,
und fasst ihr das Wunder, das göttliche nicht:
ergreift, was die ewige Liebe verspricht,
und lasst euch den seligen Glauben,
ihr Kinder des Höchsten nicht rauben.

Und hat er die Kinder nun glücklich gemacht,
die großen so gut wie die kleinen,
dann wandert der Engel hinaus in die Nacht,
um anderen zum Gruß zu erscheinen.
Am Himmel, da funkeln die Sterne so klar,
auf Erden, da jubelt die fröhliche Schar.
So tönen die Glocken von Jahr zu Jahr,
so klingt es und hallt es auch heute,
o seliges Weihnachtsgeläute.

Karl Gerok (1815–1890)

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