Gesa Schönberger u.a. | Die Zukunft auf dem Tisch / Mahlzeiten. Alte Last oder neue Lust?

Angelika Ploeger / Gunther Hirschfelder / Gesa Schönberger (Hgg.),
Die Zukunft auf dem Tisch.
Analysen Trends und Perspektiven der Ernährung von morgen
Pb., 436 S.,
VIS-Verlag, Wiesbaden 2011
 
 
Gesa Schönberger / Barbara Methfessel (Hgg.),
Mahlzeiten. Alte Last oder neue Lust?
Pb., 159 S.,
VIS-Verlag Wiesbaden 2011

Beide Bände sind Publikationen des “Internationalen Arbeitskreises für Kulturforschung des Essens (Dr. Rainer-Wild-Stfitung für gesunde Ernährung) und basieren auf den Beiträgen zweier Symposien in den Jahren 2008 und 2009. Der Band “Mahlzeiten” beschränkt sich auf die Mahlsituation an sich und zwei besondere Formen, die in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus kamen: die Familienmahlzeit und die Schulmahlzeit.

Im anderen Band geht es um die Zukunft der Ernährung, um das Essen im Spannungsfeld von Individuum und Gesellschaft, um Technik, Trends und Traditionen der Lebensmittel und um Perspektiven der Ernährungspraxis.

Religiöse Aspekte, muss man leider konstatieren, spielen in den Beiträgen beider Bände so gut wie kein Rolle. Das korrespondiert zweifellos mit einem abnehmenden Verständnis des Essens und Trinkens als eines auch von Fragen des Glaubens berührtes, vielfach auch geprägtes Tun. Im Zusammenhang der Familienmahlzeit fällt das besonders bestürzend auf. Man hat den Eindruck, dass man sich des religiösen Ausdrucks ähnlich entledigt, wie es Veronique Witzigmann in ihrem Buch “Rettet die Tafelrunde” getan hat, als sie das Tischgebet zur überkommenen Form erklärte, die allenfalls strukturierende Funktion hat.

In Fragen der Zukunft der Ernährung spielen auch ethische Überlegungen eine Rolle, sowie gesundheitliche und ökologische (Fleischverzehr). Auch hier werden religiöse Prägungen allenfalls aus der Geschichte zitiert. Das zeigt im Umkehrschluss auch, wie wenig etwa die christlichen Kirchen in Fragen der Ernährung noch maßgeblich sind. Für eine Glaubensgemeinschaft, die auf der Mahlkultur ihres Gründers basiert, eine traurige Feststellung.

Auch wenn es nicht religiös begründet erscheint, können und sollten sich gerade die Kirchen das von Stefanie Wahl und Martin Schulte gehaltene “Plädoyer für eine veränderte Ernährung und Esskultur” zu eigen machen (Die Zukunft 373–387): Bewussterer und haushälterischer Umgang mit Lebensmitteln; Ökologischer produzieren und konsumieren; sozial und ethisch verantwortlicher produzieren und konsumieren; gesünder essen und trinken; auf Qualität statt auf Quantität setzen; häufiger gemeinsam essen. Das entspricht einem religiös verstandenen und praktizierten Mahl-Stil der Verantwortung – gegenüber der Schöpfung, den Mitgeschöpfen, den am Mahl und seiner Vorbereitung Beteiligten, gegenüber sich selbst und nicht zuletzt eben auch gegenüber Gott, dem dies alles verdankt wird.

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