Max Bottini | Kunst um das tägliche Brot

Max Bottini
Kunst um das tägliche Brot
(Facetten 5, hg. von der Kulturstiftung des Kantons Thurgau)

Verlag Niggli
Sulgen–Zürich 2005
Pb., 51 S.
ISBN 3-7212-0557-X

Das Werk des Schweizer Künstlers Max Bottini (* 1956) kreist um die Alltäglichkeit des Essens: Lebensmittel, ihr Ursprung, ihre Zubereitung zum Mahl und das Mahl selbst als Ritual, der Gaumen als Sinnesorgan und der Tisch als Ort des Gesprächs. Bottini hat in den vergangenen 15 Jahren verschiedene Projekte rund um die natürlichen und sozialen Komponenten des Essens entwickelt. Wie etwa das Projekt „Tonhühner“, bei dem er rund 60 Hühner über Monate hinweg in artgerechter Haltung aufzog, um sie nach einem chinesischen Rezept zuzubereiten. Dabei wurde jedes Huhn unterschiedlich gewürzt, dann in eine Lage Chinakohl eingewickelt, mit einer Tonschicht umgeben, anschließend über Stunden in einem glutgefüllten Erdloch gegart und mit dem Publikum schließlich verzehrt. Oder das Projekt „grenzenlosfeiern“, bei dem er einen 300 Meter langen Tisch aufstellen ließ, der je hälftig auf schweizer und deutschem Boden stand. Schweizer Gastgeberinnen und Gastgeber luden jeweils einen Deutschen zu einem kleinen Imbiss ein, wofür der sich mit einem kleinen Präsent bedankte. Oder seine mobile Küche, die er an öffentlichen Orten aufstellte, um einen Passanten unverhofft zu einem „fliegenden“ Gastmahl, zu einem Mittagessen einzuladen.

Das Buch stellt etliche dieser Projekte vor, ausführlich fotografisch dokumentiert, wobei die Fotografien Teil der Aktionen sind. Sie sind keine „Happenings“, sondern wollen die elementare und wesentliche Bedeutung des Essens aufzeigen. Essen ist für Bottini „eine universale Sprache inmitten der babylonischen Sprachverwirrung kultureller Vielfalt“. Mahl-Zeiten sind ein Ort der Kommunikation und Kommunion – bisweilen über den Tod hinaus. So gibt es in einem Walliser Alpental den Brauch (der ihn ebenfalls zu einer Aktion inspirierte), dass manchmal bei der Geburt eines Kindes, spätestens bei der Hochzeit ein besonders gelungener Käselaib ausgewählt und aufbewahrt wird bis zum Tod des betreffenden Menschen. Dann erst wird er beim Trauermahl von den Hinterbliebenen verzehrt und stellt so nochmals eine letzte soziale Gemeinschaft her.

Ein mit klugen Zitaten aus Meir Shalevs „Judiths Liebe“ bereichertes Plädoyer für die Bedeutung des Zubereitens und Speisens: „Kochen und Mahlzeit und Essen – das ist nicht dein Ziel. Sie sind nur der Weg zum Ziel.“

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