Nicht nur in der Heiligen Nacht …

Das Kirchenjahr im Schaufenster (6)

Stille Nacht, heilige Nacht: Was ist nicht alles über dieses Lied schon erzählt und geschrieben worden: Wie es am Abend des 24. Dezembers 1818 entstand und noch in derselben Nacht zur Aufführung gelangte; wie es seinen Weg aus Tirol in die Welt nahm und zum bekanntesten und beliebtesten Weihnachtslied wurde. Kein anderes Lied drückt so sehr die ganze liebe-leidige Heiligabend-Stimmung der deutschen Weihnacht aus, wurde daher auch so oft parodiert: Schrille Nacht, eilige Nacht …

Auch von der Werbung wird es gern verwendet: „Stille Nacht, OBI lacht …“ Seit Jahren wirbt der Apotheken-Notdienst mit einer Umdichtung der bekannten Zeile: „Alles schläft, einsam wacht nur das traute hochheilige Paar …“

Als tiefes Schweigen das All umfing

Das Lied beschreibt in allen sechs Strophen die „heilige Nacht“, die geweihte, die „Weyhenacht“, wie diese seit dem Mittelalter auch genannt wird. Die Vorstellung, dass Jesus in der Nacht geboren wurde, entstammt einerseits den Angaben des Weihnachtsevangeliums nach Lukas (Hirten hielten Nachtwache bei ihren Herden), der Symblik der Nacht als Zeit der Not, des Dunkels und der Erschöpfung der Geschöpfe. Vor allem aber einem Text aus dem Alten Testament: „Als tiefes Schweigen das All umfing und die Nacht bis zur Mitte gelangt war, da sprang dein allmächtiges Wort vom Himmel, vom königlichen Thron herab mitten in das dem Verderben geweihte Land.“ Dieses Zitat aus dem Buch der Weisheit (Weish 18,14) wurde schon früh auf die Geburt des „Wortes Gottes“, Jesus Christus, gedeutet. Die Mitte der Nacht – „wohl zu der halben Nacht“, wie es in einem anderen Lied heißt – steht also auch für den Anfang der Erquickung, für beginnende Heilung und Erlösung: In ihr wird Christus als Mensch geboren, um sie zu erhellen und die Menschen dem Licht der Sphäre Gottes zuzuführen. Diese stille, heilige Mitte der Nacht ist die „rettende Stund“, in der uns Heil wird: „Christ, der Retter ist da!“

Hoffentlich führt auch die Hilfe einer Arznei, nachts beim Apotheken-Notdienst besorgt, zu Heilung und Erquickung.

 

 

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