Mittsommernacht und Spargelsilvester

Der Johannistag am 24. Juni – Das Kirchenjahr im Schaufenster (23)

Der Johannistag, das Hochfest der Geburt Johannes des Täufers, spiegelt sich in seiner Bedeutung auch in außerkirchlichen Feiern und Bräuchen. Vor allem die Mittsommernachtsfeier findet inzwischen auch bei uns immer häufiger statt – vielleicht angeregt durch ein schwedisches Möbelhaus. Zudem beendet der Tag die Spargelsaison, was nochmals zu einem kulinarischen Fest ermuntert.

Bedeutender Tag

Der 24. Juni ist ein bedeutender Tag im Jahr, was sich in manchen Formen und Bräuchen äußert. Das Hochfest der Geburt des Täufers Johannes liegt nämlich genau ein halbes Jahr vor dem der Geburt Jesu. Das ist nicht zufällig so, denn nach den Angaben des Lukasevangeliums war Elisabet, die Mutter des Täufers, im 6. Monat schwanger, als der Engel zu Maria kam (Lk 1,26.36). Die Feier der Geburt Jesu am alten Datum der Wintersonnwende am 25. Dezember führte dann dazu, den Geburtstag des späteren Täufers am Termin der Sommersonnwende, genau sechs Monate früher, zu begehen.

Allerdings ist dies nicht der 25. Juni, sondern der 24. In der Berechnung dieser Tage zählte man früher rückwärts: Der 25. Dezember ist der 8. Tag vor dem Beginn (Kalenden) des Januar; rechnet man von den Kalenden des Juli acht Tage zurück, kommt man auf den 24. Juni, da dieser Monat nur 30 Tage hat. Für die Christen machte diese kalendarische Situation mit ihren kosmischen Hintergründen der beiden Sonnwenden durchaus Sinn; im Blick auf Jesus sagte Johannes der Täufer nämlich einmal: Jener muss wachsen, ich aber muss abnehmen. Und das ist im griechischen Text des Johannesevangeliums (Joh 3,30) so ausgedrückt, wie man auch vom zu- und abnehmenden Mond spricht. Der Himmel selbst also schien damit die Historizität der beiden Geburtsdaten zu unterschreiben.

Johannisfeuer und nächtliche Feiern

Der 24. Juni wurde zu einem wichtigen Datum, das sich in Sonnwendfeiern und Sonnwendfeuern ausdrückte. Allerdings ereignet sich die Sommersonnwende inzwischen am 21. Juni, in diesem Jahr um 01:59 Uhr MESZ. Trotzdem wird alljährlich vor allem in Schweden und den nordischen Ländern an dem Wochenende das dem 24. Juni am nächsten kommt, „Midsommar“ gefeiert. Nicht zuletzt über die Möbelkette IKEA und ihre Werbespots wurde dies als event zunehmend bei uns bekannt. Doch auch in der Kirche wird der 24. Juni feurig begangen: Am Vorabend (aber auch am Abend) des Johannistages, neben dem Fest der Geburt Mariens der einzige Geburtstag eines Heiligen im Kalender, kann ein Feuer entzündet und gesegnet werden. Das passt durchaus zu dem Vorläufer dessen, der nach eigenen Worten gekommen war, Feuer auf die Erde zu werfen. Jesus selbst wiederum verglich Johannes mit einer hell brennenden Fackel, einer Lampe, die ihm, dem wahren Licht, vorausleuchtete (vgl. Joh 5,35). Vermehrt laden die Kirchen inzwischen auch zu nächtlichen Veranstaltungen und Gottesdiensten ein, die schon die nächtliche  „Christmette“ ein halbes Jahr später erahnen lassen.

Feiertag für Sänger und Musikanten

Die Beliebtheit und Bedeutung des heiligen Johannes drückte sich in zahlreichen Patronaten aus, mittels derer sich unter anderem Winzer und Schankwirte, Böttcher, Gerber, Sattler und Lederarbeiter seiner Hilfe versicherten. Bei Kopfschmerz rief man ihn an, Schafe und Lämmer stellte man unter seinen Schutz. Vieles davon ist in Bezug auf seine Lebensweise, seine äußere Erscheinung und seine prophetischen Worte zu verstehen. Am Johannistag feierten früher aber auch die Sänger und Kirchenmusiker: Weil Johannes mit seiner Geburt seinem stumm gewordenen Vater Zacharias die Stimme wiedergab und dieser den Gesang des „Benedictus“ anstimmte, wurde er zu ihrem Patron.

Namenspatron wurde der Täufer vor allem in Fauna („Johanniskäfer“) und Flora. Der Johannistag war der „Tag der Heilkräfte“, an dem man die „Johanniskräuter“ sammelte, die Blumen für die Hausapotheke. Das wichtigste nach diesem Tag benannte Kraut ist das Hypericum perforatum, das (Tüpfel-)Johanniskraut, das einen Inhaltstoff enthält, der die Haut für Licht (längster Tag!) sensibilisiert und so gegen Depressionen hilft.

„Spargelsilvester“

Auch für die Landwirtschaft ist der 24. Juni ein wichtiges Datum. „Kirschen rot, Spargel tot“, sagt eine Bauernregel. Am Johannistag sollte die Spargelernte beendet werden. „Spargelsilvester“ wird daher der Tag auch genannt. Der Grund für das traditionelle Ende der Ernte am 24. Juni liegt in der notwendigen Erholungszeit für die Spargelpflanze. Wenn nämlich alle treibenden Stangen aus dem Wurzelstock herausgestochen würden, könnten keine Spargelstangen mehr aus der Erde herauswachsen. So kann sich der Spargel bis zum nächsten Jahr regenerieren. Allerdings verschiebt sich das Ende der Saison immer weiter nach vorn, weil sie inzwischen auch früher beginnt.

Mit den Daten nimmt man es ohnehin nicht so genau: Auch Mittsommernachtsfeste finden oft am Wochenende vor oder nach dem Johannistag statt – oder werden gar noch weiter verschoben, wenn das Wetter nicht passt. Hauptsache, man hat einen Grund zum Feiern.

 

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