Wenn Männer Rosa tragen – Zum „Rosensonntag“ Laetare

Noch immer werden auch in der katholischen Kirche einige Tage und Gottesdienste nach dem Ersten Wort des lateinischen Introitus, des alten Eröffnungsgesanges, bezeichnet: Der „Gaudete“-Sonntag im Advent oder die „Rorate“-Messen in der Adventszeit. Und auch der vierte Sonntag der österlichen Bußzeit wird nach seinem Introitus „Laetare Jerusalem“ als Sonntag „Laetare“ benannt. „Laetere, Ierusalem“ – „Freue dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, die ihr traurig wart. Freut euch und trinkt euch satt an der Quelle göttlicher Tröstung.“ So lautet der Text dieses Eröffnungsgesangs.

Wie kommt es zum Ausdruck der Freude an diesem Sonntag? Zunächst einmal ist da das Motiv „Jerusalem“, das in den liturgischen Texten begegnet. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass die alte Stationskirche dieses Tage in Rom „S. croce in Gerusalemme“ war, „Hl. Kreuz in Jerusalem“. „Jerusalem“ war aber immer auch ein Bild für die Kirche, in welche die Taufbewerber bald eingegliedert werden würden. „Freue dich, Jerusalem“ meint also uns als Kirche und drückt die Vorfreude über das bevorstehende österliche Geschehen der Taufe aus.

Auch liegt dieser 4. Fastensonntag in etwa in der Mitte der Fastenzeit. Das „Mittfasten“ ist aber früher, als man viel strenger als heute gefastet hat, durchaus ein Anlass zur Freude gewesen, so dass man „in froher Hingabe“ (Tagesgebet) dem Osterfest entgegeneilte: Bald hatte man es ja geschafft. So ähnlich klingt das auch in den ostkirchlichen Hymnen an diesem Sonntag: „Nachdem wir die Bahn dieser heiligen Fasten schon über die Hälfte durchmessen haben, lasst sie uns geradewegs in Freude bis zum Ende durchlaufen“, singen die orthodoxen Christen in der Vesper des 4. Fastensonntags. Viele Menschen nehmen für diesen Zeitraum auch einen anderen Verzicht auf sich („Sieben Wochen ohne“) und dürfen sich auf Ostern freuen.

Die liturgischen Gewänder zeigen die freundlichere Farbe Rosa anstelle von Violett. Dieses Rosa hat eine besondere Bedeutung; es rührt davon her, dass an diesem Sonntag vom 11. Jahrhundert an die so genannte „Goldene Rose“ gesegnet wurde, die der Papst einer Person oder Institution verlieh, die sich um die Kirche besonders verdient gemacht hatte. Ursprünglich war diese Auszeichnung Männern vorbehalten gewesen. Als sie später auch auf Frauen überging, nannte man sie meist „Tugendrose“. Der Brauch, diese „Tugendrose“ an Frauen zu vergeben, reicht bis in unsere Zeit. Papst Johannes Paul II., Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus haben diese besondere Auszeichnung an einige große Wallfahrtsorte, unter ihnen Lourdes, Mariazell, Altötting und Fatima vergeben.

Wenn Männer Rosa tragen: Bekanntlich war Rosa – ein aufgehelltes Rot – früher die Farbe für die Buben, während Blau die Farbe der Mädchen war , wobei man sich an Darstellungen Marias orientierte. „The pink boy“ von Thomas Gainsborough entspricht genau diesem Farbkanon. Aber das hat mit dem Brauch vierten Fastensonntag nicht zu tun. Hier ist es wohl die Rose, die ihre Farbe gab. Und vom 4. Fastensonntag wanderte diese Farbe dann auch zum 3. Adventssonntag „Gaudete“, der vom Freudenmotiv her ja dem Sonntag „Laetare“ gleicht. – Von der „Goldenen Rose“ und der „Tugendrose“ her wird er auch „Rosensonntag“ genannt. „Freue dich – am Rosensonntag“: So könnte man den Inhalt dieses Tages umschreiben.

Masaccio, Der Zinsgroschen (1425–28)

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