Bier in Bayern

Haus der Bayerischen Geschichte
Rainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Cindy Drexl, Andreas-Michael Kuhn, Michael Nadler (Hrsg.)
Bier in Bayern. Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2016 (Kloster Aldersbach)
Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2016
Hardcover, 360 S., 29,95 €
ISBN/EAN 9783791727851

Ein Buch über Bier in dieser Sammlung von Büchern zu Essen und Trinken im religiösen Verständnis? Tatsächlich gibt es diese religiöse Beziehung auch beim Bier, nicht nur der jahrhundertealten Brautradition der Klöster wegen. Bier-Segnungen etwa sind seit langem üblich.

Auch wenn das Bier im Mittelalter mit dem heute üblichen kaum zu vergleichen ist, so hatte es doch schon auch eine besonderen Ruf. Bier galt durchaus als gesundes Nahrungsmittel; schon Hildegard von Bingen lobte es wegen seiner Stärke und des hochwertigen Getreidesaftes. Es gab sogar ein ausgesprochenes Medizinalbier; je nachdem, ob das Bier aus Gerste oder Hafer hergestellt wurde, schrieb man ihm unterschiedliche Eigenschaften zu, die in  der damaligen Vier-Elemente-Lehre (Feuer / heiß und trocken;  Luft / heiß und feucht; Wasser / kalt und feucht; Erde / kalt und trocken ) große Beachtung fanden. Dietätik und Medizin waren nicht voneinander getrennt, so dienten viele Biere dem Wohlsein im wahrsten Sinne des Wortes, der Prävention und sogar der Heilung. Man gab „warme“ Kräuter und Gewürze ins Bier und trank im Frühling (feucht, warm), frisches, im Herbst (kalt, trocken) hingegen abgelagertes Bier.

Kräuter hatten nicht nur eine geschmackliche oder therapeutische Wirkung, sondern auch eine spirituelle. Und auch der Alkoholgehalt war nicht unwichtig; besondere zu großen Anlässen hergestellte Festbiere sollten nicht nur süffig sein, sondern auch berauschen, denn der Rausch – in Maßen – kann nicht nur untereinander, sondern auch mit der transzendentalen Welt verbinden. Deshalb wurden solchen Festbieren auch bestimmte Kräuter beigefügt, denen eine halluzigene und aphroditisierende Wirkung zugesprochen wurde, wie einem lesenswerten Beitrag dieses Katalogs zu „Biere des Mittelalters“ zu entnehmen ist.

Eben im Zusammenhang der heilkräftigen Wirkung muss auch die Biersegnung verstanden werden. Sie ist schon im Rituale Romanum von 1614 bezeugt; das Bier wird (wie andere Nahrungsmittel) als „creatura“ bezeichnet, das aus dem Mark des Getreides hervorgeht und den Menschen ein Heilmittel ist: „Gewähre durch die Anrufung deines heiligen Namens, dass jedermann, der davon trinkt, Gesundheit des Leibes und Schutz für seine Seele erlange durch Jesus Christus, unseren Herrn.“ Dahingegen machen sich heutige Bier-Segnungen (die es vor allem im süddeutschen und österreichischen Raum noch gibt), eher als besonderer „event“ aus …

Im Jahr 2016 jährt sich der Erlass des Reinheitsgebots zur Bierherstellung in Bayern zum 500. Mal. Die Wittelsbacher als Landesherren legten damals fest, dass nur aus Gerste, Hopfen und Wasser Bier gebraut werden darf. Die Bayerische Landesausstellung im Kloster Aldersbach in Niederbayern widmet sich der Geschichte des – nicht nur bayerischen – „Nationalgetränks“. Der reich bebilderte Katalog präsentiert Bier- und Wirtshauskultur in großer Vielfalt. Er stellt Bierschätze, „Bierberühmtheiten“, Bierfeste und den weltweiten Siegeszug des bayerischen Biers anhand spannender Alltagsgegenstände, technischer Exponate und Modelle, kulturgeschichtlicher Objekte und einschlägiger Kunstwerke vor. Dabei wird bayerische Lebensart lebendig und bayerische Landesgeschichte geschrieben. Ein sehr interessanter Bildband rund ums Bier!

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