Véronique Witzigmann | Rettet die Tafelrunde! Warum es so wichtig ist, dass Eltern und Kinder an einem Tisch sitzen

Véronique Witzigmann
Rettet die Tafelrunde!
Warum es so wichtig ist, dass Eltern und Kinder an einem Tisch sitzen

Verlag Ludwig, München 2009,
Hardcover mit Schutzumschlag, 222 S., 16,90 Euro
ISBN 978-3-453-16457-8

Name verpflichtet: Weil ein Fischgericht „Seezunge à la Véronique“ in dem Restaurant, wo ihr Vater als Küchenchef arbeitete, großen Zuspruch bei den Gästen fand, entschieden die Eltern der gerade Neugeborenen, dass das Mädchen nicht Nicole, sondern Véronique heißen solle … Kein Wunder, dass bei der Bedeutung des Essens schon von Geburt an auch der Blick auf kulinarische Themen gelenkt wurde. Witzigmann hält ein Plädoyer für die Tafelrunde, deren Reste Claus-Dieter Rath vor Jahrzehnten ausgemacht hatte. Auch wenn diese Tafelrunde in vielen Familien klein geworden ist, steht ihre Bedeutung (beim Essen, aber auch schon vorher beim gemeinsame Kochen) für das Reifen der Kinder – sogar in der sprachlichen Ausdrucksfähigkeit, wie festgestellt wurde – außer Frage. Und auch für die Eltern ist es wichtig, bei diesem (möglichst) alltäglichen Miteinander ihre Kinder zu erleben und das, was sie bewegt. Die gemeinsame Mahlzeit ist ein Sinnbild der Familie.
Es geht ihr in diesem Buch um Grundprobleme, die immer wieder auftauchen („Hilfe, mein Kind will nicht essen“), um das Genießen und die Geschmacks-Sinne, die sich von klein auf schulen lassen (sollten), um besondere Mahlsituationen (Geburtstage, Wanderungen und Picknick, Grill- und Lagerfreuden) – aber auch, ganz realistisch, um TV- und Junkfood-Abende, für die sie selbst bereitetes „Fastfood“ vorschlägt. Es geht, natürlich, auch um gesundes Essen, das trotzdem bekömmlich ist und angenommen wird. Und um Tischmanieren und deren Bedeutung heute.
Religiöses kommt in diesem Buch leider allenfalls am Rande zu Sprache, etwa in der Rückerinnerung an Gerichte nach Rezepten (?) der Hildegard von Bingen. Religiöse Einschätzungen von Fasten- und Festgerichten werden eher als überholt und das Tischgebet als „antiquiert“ dargestellt, bzw. als „Auftakt für eine gemeinsam einzunehmende Mahlzeit. Es ist ein Ritual, bei dem alle zunächst zur Ruhe finden und das den Beginn des Essens bestimmt.“
Schade, denn dass die Gemeinschaft am Tisch auch eine religiöse Bedeutung hat und in den verschiedenen Religionen von Bedeutung ist, kann auch im modernen Haushalt noch zum Tragen kommen. – Trotzdem ein sehr anregendes Buch!

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